Geschichte des Hauses Schäfer

verfasst von Manfred Schäfer

Liebe Freunde und Gäste des Brauhauses Johann Schäfer in der Kölner Südstadt!

In diesem Jahr würde mein Vater, der Namensgeber des Brauhauses, 100 Jahre alt.
Dies möchte ich, als sein Sohn Manfred Schäfer, zum Anlass nehmen etwas über die Geschichte des Hauses, der Spedition und der Entstehung des Brauhauses zu berichten.

Das Haus wurde 1889 als Wohn- und
Geschäftsgebäude in der Elsaßstrasse
errichtet und ist seit 1915 im Besitz unserer Familie.
In der Vorkriegszeit betrieb mein Urgroßvater,
auch schon ein „Johann“ Schäfer,
insofern auch Namensgeber des Hauses,
in der Halle, in der sich jetzt
das Brauhaus befindet, eine Hufschmiede.
Wer bei seinem Brauhausbesuch genau hinsieht findet an
dem alten Mauerwerk noch eingelassene Ringe
an denen die Pferde zum Beschlagen der Hufe
damals angebunden wurden.
Hier wurden in den 1935er Jahren auch schon die
Pferde der „Sester Brauerei“ beschlagen.
Ein Wink auf die spätere Nutzung ?

Während der Kriegszeit wurde das Gebäude durch Bomben stark zerstört. Ab 1945 wurde es dann von meinem Großeltern und Eltern ( Johann und Hanni Schäfer ) wieder aufgebaut.

In der Werkhalle gründete mein Vater,
mit viel Unternehmergeist Anfang der 1950er Jahre
die Spedition Johann Schäfer,die bis heute besteht.
Hier rechts ein Foto mit Ihm und dem ersten „Schäfer- Lkw“.

Die Halle diente als Stellplatz für die Fahrzeuge, Werkstatt
und später als Lagerhalle .

Oben links im Brauhaus befindet sich heute ein schöner kleiner Gastraum „ Hannis Büro“. Hier  befand sich früher das Speditionskontor, in dem meine Mutter, die gute Seele der Firma, die bürokratischen Arbeiten der Spedition erledigte.

An den Eisenträgern unterhalb der Kappendecke erinnert nochdie dort befindliche alte Öse daran wie mit einem eingehängten Flaschenzug die LKW  Be- und Entladen wurden. Die 4 Gußsäulen mit Ihren Kronen stützen die Kappendecke.

Ich selbst bin in diesem Hause geboren und groß geworden.
Für mich war die Halle und Werkstatt als Kind immer ein toller Abenteuer-Spielplatz.
Hier ein Foto mit meinen ersten Fahrzeug! (1959)
Eine von meinem Großvater Josef aus einem alten Militärtank hergestellte Seifenkiste.
Die Fotos entstanden damals an der linken Wand unterhalb der heutigen Treppe.
Später traf man sich nach der Schule mit Freunden in der Halle um Fussball oder Tischtennis zu spielen und später die ersten Partys zu feiern. Zu meiner Hochzeit wurde dann später in der Halle auch unser Polterabend gefeiert. Polterovend en d`r Elsaßstroß“

Die Spedition wuchs Ende der 1950er Jahre zunehmend und der Platz in der Halle reichte nicht mehr aus. Ein Trümmergrundstück - „ein durch den Krieg zerstörtes Stück der Kolonie“ - auf der anderen Straßenseite der Elsaßstraße wurde von meinem Vater erworben und diente ab 1964 als Speditionshof.

Im Zug der Stadtsanierungspläne der Stadt Köln in den 1980er Jahren wurden dann die Fahrzeuge der Spedition nach Köln Klettenberg verlagert und der Fuhrpark konnte weiter wachsen. Schon immer hatten die LKW der Spedition Schäfer die Farbe Rot (Schäfer Rot) und waren so in Köln bekannt. Sauberkeit der Fahrzeuge hatte bei Johann Schäfer oberste Priorität.

Die Halle in der Elsaßstraße diente weiterhin bis zu Ihrem Umbau in 2016 als Büro, Werkstatt und Lagerfläche für die Spedition .

Ab Mitte der 1950er bis in die 1980er Jahre, organisierte mein Vater alljährlich die
„Kirmes en d`r Elsaßstross“. Ein großes Straßenfest bei dem die Speditionshalle dann immer zur „Kneipe“ umgebaut wurde. LKWs raus / Theke – Stühle und Bühne rein. Auf der improvisierten Bühne oder vor der Halle traten in dieser
Zeit sehr viele Kölner Musiker und Gruppen auf. Ich erinnere mich an die Vier Bootze, Hans Knipp, De Höhner,
Ludwig Sebus, Maritta Köllner, Marie Luise Nikuta, Wicky Jungeburth u.v.a Auch die Bläck Fööss.

Wie kam es dann zu der heutigen Nutzung als Brauhaus ?
Als mein Vater im Jahr 2014 mit 91 Jahren verstarb, kamen mir all diese schönen Zeiten in diesem Gebäude wieder in Erinnerung. Bei einem Südstadtspaziergang Anfang 2015 mit meiner Frau ,ein paar Freunden und Bömmel von den Bläck Fööss gingen wir auch nochmal in die Halle und dachten an diese schönen Stunden der 70er Jahre. Da wurde die Idee geboren, der Halle die Nutzung eines Brauhauses als Ort der Begegnung zu kommen zu lassen, so wie sie früher an den Tagen der Kirmes oder des Karnevals nur provisorisch genutzt wurde. Zusammen mit den gefundenen Pächtern für das Projekt, Till Riekenbrauk und Thomas Borninkhof, begann dann in 2016 der Umbau.

Wir haben dann bei den Gewerken viel Wert darauf gelegt das Gebäude, insbesondere die Werkhalle, wieder in die Optik der vergangen Zeit zu versetzen. Die über die Jahre gestrichenen Wände und Decken wurden wieder freigelegt, die Deckenstützen und Träger saniert, alte Türen und Tore wieder nachgebaut, die alten Fliesen nachträglich hergestellt.
Die Halle hat heute wieder das Aussehen und den Charakter wie damals, als sie für die Pferdeschmiede, Werkstatthalle und Speditionshalle genutzt wurde. Ich denke sie hat hat somit eine schöne neue Nutzung erhalten, die die vergangen Zeiten des Hauses wieder spiegelt.

Ich möchte hier allen Generationen der Familie Schäfer, die das Gebäude von 1915 bis in unsere Zeit erhalten haben und auch in Zukunft noch weiter erhalten werden danken. Für mich und meine Familie ist es eine gerne übernommene Pflicht die Traditionen
unserer Vorfahren weiter leben zu lassen.
Wir wünschen Ihnen, wenn Sie als Gast in unserem Brauhaus sind, dass Sie sich dort in diesem Ambiente wohl fühlen, das gute Essen und unser Schäfer Südstadt Pils genießen.

Vielleicht spüren Sie dann ein wenig den Geist der vergangen Zeiten. Es würde uns freuen .

Familie Manfred Schäfer